Das Symposion "Facetten des Politischen im Sport" fand am 12. Mai 2023 in Rif an der Universität Salzburg statt. Veranstaltet wurde dieses Event vom Netzwerk Sportgeschichte (Koordination: Rudolf Müllner, Universität Wien und Andreas Praher, Universität Salzburg) und dem Fachbereich Sport- und Bewegungswissenschaft der Universität Salzburg (Organisation: Minas Dimitriou, Manuel Ebner, Stefan Sporrer). Mit 28 Teilnehmern und Teilnehmerinnen bot diese Veranstaltung eine Plattform, um die vielfältigen politischen Aspekte des Sports zu beleuchten und zu debattieren.
Das Symposion wurde mit einem Vortrag von Thomas Alkemeyer (Oldenburg) eröffnet. Sein Beitrag konzentrierte sich auf die ideologische Macht und kulturelle Praxis des Sports. Alkemeyer argumentierte, dass der Sport eine entscheidende Rolle in modernen Gesellschaften als Medium für kulturelle Selbstformung und -valorisierung spielt. Alkemeyers Arbeit bot einen tiefgreifenden Einblick in die Art und Weise, wie der Sport als Ort des ideologischen und kulturellen Konflikts agiert und wie diese Dynamik die politische Dimension des Sports prägt.
Nikolaus Buschmann (Oldenburg) und Veronika Springmann (Berlin) analysierten die Diskussionen und divergierenden Meinungen bezüglich der politischen Natur des Sports in der deutschen Sportwissenschaft. Sie hinterfragten die Verteidigung des "unpolitischen Sports" und unterstützten die These, dass diese in der Geschichte des deutschen Sports selbst und in den Nachkriegs-Gründungserzählungen verankert ist. Buschmann und Springmann boten dabei eine tiefgehende Analyse der politischen Unterströmungen in der Geschichte und Gegenwart des Sports.
Franz Bockrath (Darmstadt) stellte seine Arbeit über die Rolle der Sportwissenschaft während des Kalten Kriegs in Deutschland vor, insbesondere im Kontext der Olympischen Spiele 1972 in München. Er argumentierte, dass die Entdeckung des Leistungssports als ein politisches Instrument die Etablierung der Sportwissenschaften an deutschen Universitäten maßgeblich gefördert hat. Er wies darauf hin, wie diese Entwicklung durch die politischen Ambitionen Deutschlands während des Kalten Kriegs und der Olympischen Spiele in München beeinflusst wurde.
Florian Traussnig (Graz) setzte sich mit dem Alpinismus als Form des Antifaschismus während des Zweiten Weltkriegs auseinander. Er konzentrierte sich auf die 10. US-Gebirgsdivision, in der viele österreichische Flüchtlinge, darunter Skifahrer und Bergsteiger, dienten. Traussnig beleuchtete die politische Dimension des Alpinismus und zeigte, wie diese Soldaten ihre Teilnahme an der Division als Form des politischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus sahen.
Den Abschluss des Symposiums bildete der Beitrag von Alexis von Mirbach (München) und Jörg-Uwe Nieland (Klagenfurt/Celovec), die die Medialisierung, Politisierung und Ökonomisierung der Frauenfußball-Weltmeisterschaften untersuchten. Sie betonten, dass die Fußball-Weltmeisterschaften Spiegelbilder der Weltgeschichte sind und zeigten die Zunahme der Sichtbarkeit des Frauenfußballs in den Medien in den letzten Jahren auf. Die Moderationen wurden von Rudolf Müllner (Wien), Minas Dimitriou (Salzburg) und Martina Gugglberger (Linz) übernommen.
Insgesamt bot das Symposion "Facetten des Politischen im Sport" eine herausragende Möglichkeit, die politischen Dimensionen des Sports aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Durch die Vorträge und Diskussionen wurde eine fundierte Grundlage für weitere Forschungen und Untersuchungen in diesem Bereich gelegt.
Manuel Ebner / Minas Dimitriou