"Movi Kune - gemeinsam bewegen"

Sport und Bewegungstherapie mit Kriegs- und Folterüberlebenden

Am Institut für Sportwissenschaft wird gemeinsam mit HEMAYAT Sport und Bewegung mit Kriegs- und Folterüberlebenden durchgeführt. Das seit 2013 existierende Projekt "Movi Kune - gemeinsam bewegen" spricht insbesondere Flüchtlinge an, die auf Grund traumatischer Ereignisse, therapeutische Unterstützung suchen. Die TeilnehmerInnen kommen von dem Betreuungszentrum für Kriegs- und Folterüberlebende HEMAYAT.

Das sport- und bewegungstherapeutische Programm findet während dem Semester zweimal wöchentlich statt. Bis jetzt wurden vier Interventionsphasen mit von Hemayat betreuten Kriegs- und Folterüberlebenden in geschlechtergetrennten Kleingruppen durchgeführt. Diese wurden wissenschaftlich begleitet, um insbesondere psychosoziale Wirkfaktoren und therapeutische Prozesse zu erforschen.

Sollten Sie Interesse an diesem Projekt haben, sei es als Teilnehmer/in, Mitarbeiter/in, Forscher/in oder Spender/in, wenden Sie sich bitte an Clemens Ley (Arbeitsbereich Sportpsychologie) clemens.ley@univie.ac.at

Das Projekt "Movi Kune" hat einen Wiener Gesundheitspreis (zweiten Preis) in der Kategorie „Gesunde gerechte Stadt" gewonnen: link  und Video

Das Projekt nimmt an der Third Mission Initiative der Universität Wien teil: download

Mehr Information über das Projekt: download und Publikationen: link

Wir suchen momentan noch engagierte Studierende die das Projekt tatkräftig unterstützen wollen.


Mehrere Studierende des Instituts für Sportwissenschaft sowie der Psychologie engagieren sich in diesem Projekt und übernehmen Aufgaben der Forschung und der Durchführung der Intervention. Es ist möglich eine Abschlussarbeit, ein Forschungspraktikum oder ein Voluntariat im Rahmen des Projekts durchzuführen.

Das sport- und bewegungstherapeutische Programm "Movi Kune - gemeinsam bewegen" beinhaltet ein körperbezogenes Üben und Trainieren (der motorisch-koordinativen und konditionellen Fähigkeiten, sowie der Körperwahrnehmungs- und Entspannungsfähigkeit), ein motorisches und kognitives Lernen (von Handlungs- und Effektwissen, sowie von Selbststeuerungs- und Reflexionsprozessen) und insbesondere ein bedeutsames Erleben und Erfahren (z.B. positives Gruppen- und Selbsterleben, Freude, Sicherheit, Kompetenzerfahrungen, Selbstwirksamkeit, Erfahrungen bezüglich des Kohärenzgefühl und andere subjektiv bedeutsame Erfahrungen). Dadurch werden bewegungsbezogene Gesundheitskompetenzen gestärkt, die eine selbstständige Weiterführung von gesundheitsorientierter sportlicher Aktivität und eine Inklusion in existierende Sportstrukturen fördern.

Zudem kommen auch kunsttherapeutische Methoden zum Einsatz. In jeder Intervention nimmt auch ein Trauma-Experte von HEMAYAT teil. 

Das Programm ist auf eine Stabilisierung und Ressourcenförderung entsprechend der ersten Phase der Traumatherapie ausgelegt (Butollo, Krüsmann, & Hagl, 2002). Die direkte Konfrontation mit den Traumata ist nicht Ziel dieser Intervention. Es geht vielmehr um ein Erleben von Sicherheit und Stabilität. Zudem sollen salutogene Anteile wahrgenommen und aktiviert werden, sowie weitere physische, psychische und soziale Ressourcen gefördert werden. Durch den Fokus auf die Ressourcen wird den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, sich aus der Hilflosigkeit der Opferrolle zu lösen und aktiv etwas für sich selbst und die eigene Gesundheit zu tun. Das aktive Tun, Mitbestimmen und Mitgestalten sind dabei wichtige Handlungsmerkmale in dem Programm. Weitere wichtige Aspekte sind: bei sich nachzuspüren, sich ganzheitlich wahrzunehmen, seinen eigenen Körper positiv zu erleben und im Hier und Jetzt zu sein. Diese sollen entgegen der Entpersonalisierung des Körpers und des rekurrierenden Denkens an die traumatischen Ereignisse wirken und zur gesundheitsfördernden Erholung beitragen. Zudem soll die Gruppensituation Möglichkeiten der sozialen Interaktion und der Beziehungsgestaltung in einem sicheren Rahmen bieten.

In der Forschung stellt sich das Movi Kune Team der Herausforderung partizipative, kreative und disziplinübergreifende Methoden zu nutzen und interkulturelle Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Ziel der Forschung ist es insbesondere Wirkfaktoren und psychosoziale Effekte zu identifizieren und eine Grundlage für praktische Empfehlungen zu schaffen. Dazu werden Strukturen, Prozesse und Ergebnisse der Interventionen mit qualitativen Methoden (teilnehmende Beobachtung, Interview, Gruppendiskussionen und kreativen Methoden) analysiert. Aktuelle Themen sind z.B. Flow-Erleben und Erholungseffekte, Körperwahrnehmung und Achtsamkeit, bedeutsame Erfahrungen und salutogene Wirkfaktoren, Förderung der Gesundheitskompetenz und Adherence, sowie die Durchführung von Einzelfallstudien.

Eine aktuelle Studie des Projekts analysiert den therapeutischen Nutzen von Flow und hinterfragt wie Flow-Erleben in einem therapeutischen Sport- und Bewegungsprogramm mit Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) gefördert werden kann. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass Flow-Erleben bei mehreren TeilnehmerInnen vorkam. Förderliche Faktoren waren dabei ein sicherer Rahmen und das Gefühl der Kontrolle über die Situation. Hinderlich waren negative Aspekte der  Umgebung und der Aufgaben, insbesondere sogenannte Trauma-Trigger, sowie die momentane gesundheitliche und emotionale Verfassung der TeilnehmerInnen. Als therapeutisch bedeutsam zeigten sich besonders die Fokussierung auf die Tätigkeit im "Hier und Jetzt" (entgegen Trauma-Flashbacks und Intrusionen), sowie das Empfinden von Kontrolle, Erfolg und Freude. Zudem zeigte sich, dass insbesondere Sportspiele ein Flow förderten, während körperliches Training in dem Movi Kune Programm eher mit anderen Prozessen (z.B. der Körperwahrnehmung und Achtsamkeit) assoziiert wurde.

Eine weitere Fortbildung in diesem Bereich für Trainer/innen, Lehrer/innen und Studierende ist geplant.

Mehr Information über das Projekt: download

und Publikationen: link

Kontakt: Clemens Ley (PhD, MA): clemens.ley@univie.ac.at